Über die Hälfte des Kollegiums nahm am Samstag, 05.11.2016 an einer ganztägigen Fortbildung mit Herrn Peter Kraus teil. Thema war die „Bindungsorientierte Betreuung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit kognitiven Einschränkungen“. Als gelernter Fachkrankenpfleger für Psychiatrie, Deskalationstrainer und Dozent mit den Schwerpunkten psychiatrische Pflege, Dissozialität, Persönlichkeitsstörungen und interkulturelle Kompetenz verfügt Herr Peter Kraus über umfangreiche Erfahrungen im Umgang und in der Arbeit mit Menschen, die erhebliche Abweichungen vom üblichen Verhalten zeigen.
Intensiv wurde die Bedeutung der frühkindlichen Bindung eines Kindes in Familie und Umwelt von der Geburt bis ins Schulalter hinein beleuchtet. Als hilfloses Baby geboren sind es vor allem drei Säulen, die die weitere Entwicklung zum Schulkind und Erwachsenen maßgeblich beeinflussen: Caring (Versorgt sein mit Wärme, Nahrung ….) – Sharing (Sozialkontakt und Spiel mit Eltern und anderen Menschen…) – Love (Liebe). Diese drei Säulen bestimmen maßgeblich, wie wir uns später im sozialen Kontext verhalten können. Von selbstsicher bis ängstlich, von hilfsbereit bis aggressiv, von neugierig/erforschend bis hin zu zurückgezogen/stereotyp. In problematischen Fällen kann es zu Verhaltensweisen kommen, die für das soziale Umfeld nicht nachvollziehbar sind. Für die Arbeit mit diesen Menschen ist es daher wichtig, eine für die Betroffenen stabile, sichere und verlässliche Beziehung zu schaffen. Dies ist für die Lehrer/Betreuer in Einzelfällen durchaus eine große Herausforderung! Kann es doch trotz guter Bindung und Beziehung immer wieder zu unerklärlichen Verhaltensmustern (Trauer, Angst, Wut, Aggression…) kommen. Von den Sorgeberechtigten, den Erziehern und Lehrern ist viel Empathie für die Beziehungsarbeit, Fantasie in der Gestaltung des Alltags, Ausdauer und ein guter diagnostischer Blick bei der Suche nach möglichen Auslösern („Triggern“) für Verhaltenseskalationen erforderlich. Die Sorgeberechtigten, Erzieher und Lehrer müssen dabei leider mit dem Wissen leben, dass die frühkindlichen Prägungen sich sehr tief in das Gehirn einbrennen nur punktuell und mit viel Zeit- und Beziehungsarbeit überschrieben werden können. Zumal wenn es sich um Menschen mit geistiger Behinderung handelt. Trotzdem zeigen die Erfolge in der Arbeit mit diesen Menschen, dass bei guter, kleinschrittiger Beziehungs- und Bindungsarbeit ein angemessenes Verhalten trainiert und gelernt werden kann…
Mit dieser doch auch ermutigenden Aussicht verabschiedete Schulleiter Thomas Feldmann den Referenten und die KollegInnen in ein hoffentlich erholsames Restwochenende.